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Beziehungen: Sind wir heute tatsächlich weniger bindungsfähig als früher?

WahrheitWoran liegt es dass die Ehen von kürzerer Dauer sind, es noch nie so viele Singles bzw. Searchers gab?

Machen es sich die Paare zu leicht mit der Trennung? Gehen wir Schwierigkeiten aus dem Weg? Stimmt es, dass wir „zu schnell das Handtuch werfen“, wie es den Jüngeren oft vorgeworfen wird?

Auf gar keinen Fall, meint der Sexualforscher, Psychotherapeut und Sozialpsychologe Prof. Gunter Schmidt. Die hohe Beziehungsmobilität, wie wir sie heute erleben, hat nichts mit dem Verlust der Beziehungsfähigkeit und zu starker Individualisierung zu tun.

Beziehungen sind einfach anders geworden. Die Modelle haben sich geändert, genau wie unser soziales Umfeld auch. Und die Erhaltung einer wertvollen Beziehung erfordert Arbeit und Selbstreflektion von beiden Partnern.

In den „traditionellen Ehen“ waren die Ehepartner in einer ökonomischen Einheit – Mann und Frau waren aufeinander angewiesen.

Gerade in den traditionellen Ehen benötigte man weniger Bindungsfähigkeit, um eine dauerhafte Beziehung führen zu können, galt doch die damals mächtige Institution der Ehe als unauflösbar.
Ihre symbolisch-religiöse Kraft garantierte den Zusammenhalt, eine Scheidung war in der sozialen Gemeinschaft geradezu undenkbar.

Dazu kommt, dass die Ehepartner eine ökonomische Einheit waren, die man so gut wie nicht auflösen konnte, weil Mann und Frau aufeinander angewiesen waren. Auch die traditionelle Rollenteilung bedeutete für ein Paar Abhängigkeit – der eine konnte nicht kochen und den Haushalt mit Kindern managen, dafür wusste der andere nicht, wie man das Geld verdienen sollte und hatte keine berufliche Ausbildung.

Alle diese äußeren Anker sind weggefallen. Es gab die sexuelle Revolution, die Emanzipation, das Aufbrechen der traditionellen Rollenverteilung und damit einen starken sozialen Wandel. Heute geht es in der Beziehung in erster Linie um die beiden Partner selbst. Deshalb benötigen die Menschen heute, um dennoch eine Beziehung aufrechterhalten zu können, sehr viel mehr Beziehungsarbeit und -fähigkeit als früher. Das führt natürlich auch innerhalb der Partnerschaft zu deutlichen Veränderungen.

Die Erhaltung einer Partnerschaft bedeutet viel Arbeit

Die traditionelle kontinuierliche Beziehungsbiografie wird immer seltener. Die Menschen früher hatten eine Hauptbiographie mit einem Partner: früh heiraten, Kinder kriegen und bis ins Alter zusammenbleiben. Heute haben wir eine starke Tendenz zu den sogenannten Kettenbiografien. Die Menschen haben in ihrem Leben drei und mehr relevante Beziehungen.

Zur Wertvorstellung der langen Dauer einer Beziehung, die nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, kommt noch, dass wir uns heute für eine höhere Qualität in den Beziehungen entschieden haben. Beziehungen beruhen nicht auf Materiellem, vielmehr auf Emotionen und Intimität. Man will einem Partner vertrauen, sich auf ihn verlassen, verstanden werden, Nähe, Geborgenheit und auch Sexualität erleben. Das ist positiv, aber auch kompliziert, denn die Beziehungsqualität muss heute regelrecht mit der Beziehungsdauer konkurrieren. Stimmt die Qualität nicht mehr, dann hat auch die Dauer einer Beziehung ihren Wert verloren.

Jede Veränderung bringt eine neue Qualität in der Beziehung

Das bedeutet aber auch, dass wir heute in den Beziehungen besonders viel Bindungsfähigkeit benötigen, denn es ist viel Arbeit nötig, um die Partnerschaft zu erhalten. Wir brauchen persönliches Wachstum in einer Beziehung, was die Bindung auch mit dem Partner auf Dauer mobil macht und Veränderungen zulässt. Jede Veränderung bedeutet immer eine neue Qualität für die Beziehung – aber auch die Möglichkeit zu merken, dass es vielleicht nicht mehr funktioniert. Früher waren die Menschen deswegen aber weder glücklicher noch unglücklicher im Vergleich zu heute. Es hat einfach jede Zeit ihr Modell.


mein persönliches konzeptBirgitt Sinnwell u. Adolf Stoll

Während der Konzepttage erkennen Sie warum Sie gerade so sind wie Sie sind und wie sich das auf ihre Partnerschaft auswirkt. Sie entscheiden was Sie verändern wollen und haben die Werkzeuge es auch umzusetzen.Gehen Sie Ihren eigenen Weg mit Ihrem persönlichen Konzept. Es lohnt sich!

05.11.2014