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Wie kann die Krise für uns persönlich einen Sinn machen?

Es ist soviel und doch so wenig passiert in den letzten Wochen. Durch das von Aussen erzwungene “ Zur Ruhe kommen” gab es die Möglichkeit uns mit uns selbst zu beschäftigen. Wenn wir es denn auch genutzt haben! Es gab ja auch die Möglichkeit uns abzulenken, uns durch die stetige Nachrichtenflut verrückt machen zu lassen, uns aufzuregen oder gar zu resignieren. Uns noch mehr in die Arbeit zu stürzen oder oder oder …

Ja, wir hatten tatsächlich die Wahl!

Jetzt wo langsam die neue “Normalität” zurückkehrt merken wir, dass es doch auch so manche Vorteile hatte – wir mussten nichts – weil wir nicht durften. Und so einiges von dem was wir nicht konnten war uns vielleicht sogar ganz recht. Wir brauchten auf einmal keine Ausreden mehr um z.B. einer Einladung nicht zu folgen, nicht zur Familienfeier zu gehen, bestimmte Dinge nicht tun zu müssen. Wir konnten “ungestraft” am Fernseher abhängen, statt cool auf Partys gehen zu müssen, vielleicht war uns auch der fast tägliche Gang ins Fitnessstudio zu viel, die vielen Businesslunchs …

Wo hat uns diese Situation vor Dingen bewahrt, die wir uns sonst nicht trauten einfach zu lassen. Sollten wir in gewissen Bereichen gar eine Erleichterung feststellen, ein inneres “Halleluja”, einmal ohne schlechtes Gewissen nur das tun worauf ich jetzt Lust habe …

Und jetzt – wie weiter ? … zurück in den alten Trott ??

Wenn das so ist, wäre jetzt eine gute Zeit zu reflektieren was wir wirklich wollen und an welchen Stellen wir uns bisher verbogen haben, mitspielten, uns anpassten und nicht das taten was wirklich uns entsprach.

Was hindert uns daran, uns diese Fragen zu stellen und die Antworten auch auszuhalten und die Entscheidungen sogar umzusetzen?

Hier kommen häufig unsere alten Prägungen, alten Konditionierungen ins Spiel. Sätze wie: “Schuster bleib bei Deinen Leisten” oder “Wer hoch steigt – fällt tief” oder “Fall bloss nicht auf” usw. haben es in sich. Was wir gelernt und gehört haben kann leicht zu unserer Normalität, unserer eigenen Wahrheit geworden sein.

Vieles haben wir uns abgeschaut und uns unseren eigenen Reim darauf gemacht. Wenn zum Beispiel die Eltern eher ängstlich und auf Sicherheit bedacht waren und uns vor allem Möglichen bewahren wollten und somit eher Eigeninitiative nicht erwünscht oder gar “gefährlich” war, hätten wir in unserer Kindheit somit die Erfahrung gemacht, besser nicht das eigene Ding zu machen, besser nicht die eigene Meinung zu sagen – weil uns die eigene Entscheidung ja immer abgenommen wurde. Folglich verhalten wir uns dann auch als Erwachsene so.

Aber egal was in der Vergangenheit war, wir sind in der Lage neue Erfahrungen zu machen. Dafür ist es erforderlich, dass wir überhaupt wahrnehmen wo wir uns selbst im Weg stehen. Denn bisher erschienen uns unsere Verhaltensweisen ja irgendwie normal und vertraut. Diese Erkenntnis bildet dann die Basis für einen Veränderungsprozess.

Für die Änderung der alten Verhaltensweisen braucht es nur Mut und nur Zeit. 

Das Ergebnis ist Zufriedenheit über ein Mehr an Freiheit, Stolz sich den eigenen Blockierungen gestellt zu haben und Freude auf das was jetzt alles möglich ist. Ein zu mir stehen und ein Leben ohne schlechtes Gewissen.

Dann hätte der Lockdown für uns persönlich einen Sinn gehabt.

 

30.04.2020